„Life is Strange Double Exposure“ bietet den Fans der Serie ein weiteres packendes Kapitel, das die Essenz der Vorgänger aufgreift und weiterentwickelt. Die Geschichte greift erneut die Themen Freundschaft, Verlust und das Erwachsenwerden auf, ohne dabei repetitiv zu wirken. Im Vergleich zu früheren Titeln wie „Life is Strange“ und „Before the Storm“ wird die Erzählstruktur jedoch komplexer und tiefgründiger, was für eingefleischte Fans eine positive Weiterentwicklung bedeutet. Die Verzweigungen der Handlung bieten auch mehr Einflussmöglichkeiten, die sich in subtilen Details oder in größeren Wendepunkten der Story widerspiegeln, was die Serie in ihrer erzählerischen Dichte nochmals wachsen lässt. Für Neueinsteiger ist die Handlung zugänglich genug gestaltet, aber für diejenigen, die die früheren Teile kennen, gibt es besondere Anspielungen und Rückblicke, die die Kontinuität der Geschichte spürbar machen und ein Gefühl der Nostalgie auslösen.
Ein bemerkenswerter Fortschritt liegt in der Art und Weise, wie das Spiel Charaktere und Beziehungen darstellt. Die Hauptfigur wird im Verlauf der Geschichte auf eine Weise entwickelt, die tiefgründig und nuanciert wirkt. Während „Life is Strange“ und „Life is Strange 2“ bereits starke Persönlichkeiten und intensive Freundschaften zeigten, geht „Double Exposure“ noch weiter und gibt den Spielern die Möglichkeit, in intime Konflikte und innere Kämpfe einzutauchen. Diese Entwicklung schafft eine außergewöhnliche Immersion, die die Spieler emotional mitreißt. Auch die Nebencharaktere sind sorgfältig gestaltet und tragen bedeutungsvoll zur Erzählung bei. Sie haben alle ihre eigene Hintergrundgeschichte und ihre eigenen Motive, was sie komplexer und menschlicher wirken lässt als in einigen früheren Teilen.
Die grafische Gestaltung zeigt deutliche Fortschritte gegenüber den Vorgängern. Die detailreiche Umgebung und die realistischen Licht- und Schatteneffekte lassen die Welt lebendig und greifbar wirken. Besonders auffällig ist, wie sorgfältig die visuellen Details ausgearbeitet wurden, um die Atmosphäre zu verstärken. Im Vergleich zu „True Colors“ hat „Double Exposure“ eine noch intensivere Farbsprache und stimmungsvollere Beleuchtung, die die emotionale Lage der Figuren widerspiegelt und Szenen eine ganz eigene Tiefe verleiht. Besonders in surrealen Sequenzen, die als eine Art “Traumwelt” fungieren, erreicht das Spiel eine visuelle Brillanz, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt und den surrealen Aspekt der Geschichte wirkungsvoll unterstreicht.
Der Soundtrack ist, wie von der Serie gewohnt, exzellent. Die Musik ist nicht nur eine begleitende Komponente, sondern ein wesentliches Element des Spiels, das die Atmosphäre und die Emotionalität unterstreicht. Fans der vorherigen Teile werden die Rückkehr bekannter Klangmuster bemerken, aber auch frische Klänge und Künstler entdecken, die die neue Story facettenreich unterstützen. Die Soundeffekte sind präzise und tragen zur Immersion bei. Die ruhigen Momente werden durch atmosphärische Klänge und minimalistische Soundelemente verstärkt, während in emotional aufgeladenen Szenen die Musik dramatischere Akzente setzt. Gegenüber den Vorgängern scheint die Musik noch besser mit den Ereignissen zu harmonieren, was die emotionalen Schlüsselmomente intensiviert.
Die Steuerung ist weitgehend verfeinert und reaktionsschnell, was besonders in interaktiven Dialogen und beim Erkunden der Welt ein großes Plus ist. Die Mechaniken zum Lösen von Rätseln und zur Erkundung der Umgebung wurden von den früheren Teilen übernommen und leicht angepasst, sodass das Spiel vertraut, aber verbessert wirkt. Während das grundlegende Prinzip – Entscheidungen zu treffen, die die Handlung beeinflussen – erhalten bleibt, haben die Entwickler kleinere, aber bedeutende Änderungen an der Steuerung vorgenommen, die das Erlebnis optimieren. Lediglich in engeren Umgebungen zeigt sich manchmal ein leichtes Ungenauigkeitsgefühl, das zu gelegentlichen Frustrationen führen kann.
